Nachdem Mad Marky III, die wieselschnelle, drahtige Joggingmaschine, drei bis vier Runden um den Kamener Sportplatz gedreht hatte,
saugten die 4 Helden von Disaster Area das etwas magere Frühstück in ihre ausgedörrten Körper. Der Highway Tiger brachte uns mit
schnellen Raubtiersprüngen über eine zöllnerfreie Grenze nach Amsterdam, ins Käse- und Tulpenland.
Wir hätten locker fässerweise Berliner Kindl einschmuggeln können, wär auch besser gewesen, aber wir wollen der Chronologie
ihren Lauf lassen. Amsterdam ist ein boshaft ausgeklügeltes System von Einbahnstraßen, zumindest in Bahnhofsnähe, wo sich die Touristen
gegenseitig die Füsse plattlatschen. Doch wir erfahrene Fährtensucher und Anfahrtsplanentschlüsseler kämpften uns durch, bis in die viel zu klein
geratene und überfüllte Warmoestraat, ins Winston Kingdom Club und Jugendhotel in Einem. Unser etwas mächtig geratener Kilometerfresser verstopfte
natürlich das winzige Gässlein.
So hieß es blitzschnell ausladen, zum Parken den Bezirk wechseln, und mit der Fähre (kost nix - hat auf jeden Fall keiner nach nem Zettel gefragt)
zurück. Mitten durch die Masse von durchgeknallten Drogendealern ("Business"; "Coca, Extasy?), Millionen von Touris, Fertige und nicht zu vergessen
eine wild jaulende Horde von Krishnafreaks deren Häuptling zur Krönung der Albernheit das Gezeter mit Headset und Miniverstärker anleitete. Amsterdam halt,
wer nicht randvoll gekifft ist, ist kaputt oder Nutte (ach ja - oder Tourist). Seltsamerweise ließ sich der Veranstalter gar nicht blicken und überließ die
Organisation dem Techniker (offensichtlich noch Azubi in seinem Job) und der missgelaunten Bardame. Mit dem Erfolg, dass wir mit je 5 Getränkebons
abgefunden wurden (1 Jack&Cola = 3 Bons haha, hihi) und kein Frühstück am nächsten Tag bekamen. Na, wenigstens der Koch hatte sich Mühe gegeben, und krönte
unser opulentes Mahl mit einem Espresso. Auf einem kleinem Streifzug nach dem Soundcheck erkundeten wir in welch Sündenbabel uns die Tourplanung geschickt hatte.
Direkt neben unserer Location hätte man sich im "Cockring" oder im "Dirty Dicks" anal verwöhnen lassen können. Die Liebhaber der gegengeschlechtlichen
Liebe drängelten sich in den angrenzenden Gässchen und drückten ihre Nasen an den Ausstellungsfenstern platt. Ein durchaus ansehnliches Sortiment an dieser
Frischfleischtheke! Am Abend bestand das Publikum überwiegend aus Anhängern der beid Vorbands (Chakra & Downforce), die sich aber unverständlicherweise
(gemeinsam mit den meisten Bandmitgliedern) während unseres Sets verabschiedeten. Dafür füllte sich der Saal langsam mit Discobesuchern, sich bei uns schon
mal warm tanzten. Die Belegschaft stresste dann noch mächte ab und war der Meinung, wir müssten unser Equipment durch die mitlerweile proppenvolle Disco ins
Hotelzimmer schaffen. Doch unsere Faulheit siegte.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Socken, um unseren Tourbus aus dem Nachbarbezirk abzuholen.
Und siehe da, es erwartete uns ein freundlich grinsendes Grüppchen von Orientalen. Die Kontaktaufnahme gestaltete sich etwas kompliziert: "Do you speak english?"
"No. Do you speak berber?" "Nö." Aber irgendwie kam heraus, dass am frühen Morgen ein holländischer Starktrinker (und trotzdem Autofahrer)
die Kurve verpeilt hatte. Das verursachte einigen Blechschaden am arabischen Passat und leichte Beulen an unserem Straßenkätzchen.
Der wenig später eintreffende Wachtelmeister hatte den auch weniger Interesse am Unfall als an unserem Wohlergehen. Ohne gesetzeshüterische
Hintergedanken befragte er uns, ob wir denn am Vorabend auch anständig geraucht und getrunken hätten. Dies mussten wir aufgrund der oben beschriebenen
Versorgungsengpässe leider verneinen, woraufhin er einen ernsthaft mitleidigen Gesichtsausdruck hervorbrachte, ein wahrer Gastfreund.
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